Haarzell-Leukämie-Hilfe e.V.


HZL-Patientin, 49 Jahre

ich bin ein A-typischer Fall dieser seltsamen Erkrankung. 2003 bekam ich unser 4. Kind. Mit 40 Jahren heißersehnt und geliebt.
2006 wurde ich an der Bandscheibe operiert, der vorausgegangene Zustand unter Morphiumtabletten war für mich unhaltbar. Der Eingriff war ein voller Erfolg, ich war ab da komplett beschwerdefrei.
Das erste mal wurde ein diffuses Blutbild diagnostiziert, eine Thrombozytopenie, weswegen sich der Eingriff verzögerte auf Grund der schlechten Gerinnung. 2007 hatte ich starke Schmerzen im Oberbauch. Eine Ultraschallaufnahme zeigte eine stark vergrößerte Milz. Eine Blutkontrolle ergab nun auch eine niedrige Anzahl an Leukozyten. Ich wurde in die Onkologie überwiesen, mit Bitte einer Knochenmarkspunktion. Es erfolgte die Diagnose Haarzellleukämie, jedoch noch nicht zu behandeln.

Ich begab mich sofort in Behandlung eines Arztes für TCM, mit wöchentlichen Akupunktursitzungen. So hielt ich mich bis zum Jahre 2009 "über Wasser".
Ich lehnte alle schulmedizinischen Behandlungen ab.
Im Februar 2009 : Erkältung mit Hausmitteln behandelt, in Obhut von Osteopatin, Heilpraktiker (TCM), Heilpraktiker (herkömmlich), Hausarzt . Anschließende Lungenentzündung, Pneumonie (der ganze Brustkorb stand unter eitriger Einlagerung) und eitrigen Einlagerungen am linken Arm und in den Oberschenkeln mit unbeschreiblichen Schmerzen.
Keine Medikamentengabe aus schulmedizinischer Sicht.
Ich nahm sehr stark ab und habe durch das viele Liegen keine Kraft mehr gehabt, mich auf den Beinen zu halten. Am 2.4.2009 streikte mein Organismus. Es kam der Notarzt, der wies mich sofort in unser städtisches Krankenhaus ein. Nach der Blutabnahme wurde ich sofort isoliert und kam, nachdem ich 2 Blutkonserven bekommen hatte und transportfähig war, ins UKE Eppendorf in Hamburg.
Was für ein Glück!!!!

Ich verbrachte 5 Tage orientierungslos auf der Intensivstation, bekam unglaublich viel Antibiotikum und Blut- sowie andere lebenserhaltende Konserven.
Nach Erreichung einer gewissen Stabilität wurde ich auf die Onkologie verlegt. Ich wog mittlerweile 80!! Kilo auf Grund von Wassereinlagerungen.
Medikamente zur Entwässerung bekam ich nur sehr zögerlich und vorsichtig, damit das Herz keinen Schaden nimmt.

Nach 3 Wochen blieb das Gewicht konstant bei 45 Kilo.Es folgten noch 3 Operationen, am Arm und an den Beinen wurden die Entzündungseinkapselungen entfernt, wobei zu Beginn nicht klar war, ob ich meinen Arm behalten konnte. Ich konnte, er sieht zwar häßlich aus, ist aber meiner.
Ganz am Schluß folgte die Chemotherapie, die eher ein Spaziergang war, zwar mit Nebenwirkungen (ich sah aus wie ein gekochter Hummer) aber auf jeden Fall zu ertragen.

Nach 10 Wochen konnte ich zu meiner Familie nach Hause.

Ich schäme mich, dass ich meiner Familie, meinen Kindern, meinem Mann so eine qualvolle Zeit bereitet habe aus reiner Sturheit.
Es hat sich vieles verändert, wohlgemerkt zum positiven. Wäre es sonst so gekommen? Es geht mir gut. Ich gehe regelmäßig zu den Kontrolluntersuchungen. Ich mußte noch eine 2. Chemotherapie machen und später mir regelmäßig Interferon spritzen. Auch das ist eher ein Spaziergang, gemessen an dem Krankenhausaufenthalt.

Die meiste Zeit denke ich nicht an meine "Schwachstelle" und habe ein gutes, vergnügliches, normales Leben.

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