Haarzell-Leukämie-Hilfe e.V.


Referat Prof. Wörmann

Referat über die Therapie bei Haarzell-Leukämie mit monoklonalen Antikörpern

Zunächst gab Herr Prof. Wörmann einen Überblick über Krebserkrankungen an sich, über die Haarzell-Leukämie und die Therapie mit Monoklonalen Antikörpern:

Neuerkrankungsfälle von Krebsarten:
Bei Männern steht an 1. Stelle Prostatakrebs, ein reiner Alterskrebs, weil wir älter werden.
Bisher war Lungenkrebs die Nr. 1.
An 4. Stelle steht schon die Leukämie.
Bei Frauen ist die Nr 1. Brustkrebs, gefolgt von Dickdarmkrebs, an 3. Stelle sind Leukämie- und Lymphomerkrankungen.

Sterbefälle:
An 1. Stelle Lungenkrebs.(zu 90 - 95% bedingt durch Rauchen), bei Frauen steht Lungenkrebs an 3. Stelle.
An Krebs sterben pro Jahr ca. 200.000 Personen in Deutschland.

Jedoch die Hälfte der Krebserkrankungen werden geheilt.

2-3% der Leukämien ist Haarzell-Leukämie, man erkrankt im Alter zwischen 30-70 Jahren (so ergibt sich das Durchschnittsalter von ca. 50 Jahren), die HZL ist also kein Alterskrebs. Aufteilung von Männern/Frauen: 4:1, die Risikofaktoren sind nicht bekannt.

Mögliche Krankheitszeichen sind vermehrte Infekte oder Fieber, weil die Haarzellen sich im Knochenmark ausbreiten und die normalen Zellen zurückdrängen.
Eine Haarzell-Leukämie kann auch zu einer Fibrose (Vernarbung) des Knochenmarks führen.
Bei Verminderung der Leukozyten hat der Patient vermehrt Fieber, Infekte und fühlt sich nicht fit. Bei geringerer Zahl der Erythrozyten hat der Patient Luftnot und kommt kaum die Treppe hoch. Bei Verminderung der Thrombozyten bekommt der Patient starke Blutungen, oft Nasenbluten und Blutergüsse ohne Grund.
Zusätzlicher Druck im linken Oberbauch weist auf eine Milzvergrößerung hin.

Früher gab es die 3 Säulen der Krebstherapie: Schneiden (Chirurgie), Bestrahlung, Chemotherapie. Dieses Bild stimmt heute nicht mehr: Die Krebstherapie ist vielfältig geworden,-das verwirrt oft die Patienten, aber:
In der Onkologie stimmt alle 5 Jahre die Hälfte des Wissens nicht mehr!

Es gibt neue Standards, der Hausarzt kann nicht immer auf dem neuesten Stand sein, seine Anbindung an Spezialambulanzen ist deshalb sinnvoll.

Monoklonale Antikörper
Antikörper hat jeder von uns, sie entstehen im Immunsystem, wenn uns etwas Fremdes bedroht, um dieses abzutöten. Wenn wir uns impfen lassen, entstehen im Körper Antikörper. Erkennt das Immunsystem die Krankheit nicht, kann sich z. B. eine HZL ausbreiten.
Jede Tumorzelle hat auf der Oberfläche eine bestimmte Struktur, diese unterscheidet sich. Die Oberfläche einer HZL-Zelle sieht anders aus als die Oberfläche einer Brustkrebszelle.
Ziel ist es also im Labor eine Therapie zu entwickeln, die sich gegen die Struktur einer HZ richtet um sicher zu sein, dass eine andere Zelle nicht zerstört wird.

Die Firma Hoffmann-La Roche hat "Rituximab" entwickelt , das unter dem Namen MabThera verkauft wird. Es wurde 1997 zugelassen als Therapie gegen das Non Hodgkin Lymphom.
Antikörper wurden nicht speziell gegen HZL entwickelt, können aber wirksam dagegen eingesetzt werden.

Die Behandlung
Sie erfolgt in 4 Gaben im Abstand von etwa 14 Tagen. Sie ist nicht nebenwirkungsfrei. Die 1. Gabe muß stationär erfolgen wegen evtl. Risiken und Nebenwirkungen wie: Fieber, Schüttelfrost, Luftnot, Blutdruckabsenkung. Die meisten Patienten haben diese Probleme jedoch nicht.
Bei der Behandlung mit Antikörpern nehmen die Nebenwirkungen ab im Gegensatz zu einer Chemotherapie. Deshalb können die Behandlungen 2-4 ambulant erfolgen. Danach steigen die Werte langsam, es dauert Wochen und Monate. Wenn die Haarzellen, welche die normalen Blutzellen im Knochenmark unterdrückt haben, abgetötet sind, hat das Knochenmark wieder Luft zu wachsen. Die Behandlung ist aber keine Wundertherapie. Wahrscheinlich spricht etwa die Hälfte der damit behandelten HZL-Patienten auf die Behandlung an, Nebenwirkungen scheinen wenige zu haben. Die Therapie muß aber noch Jahre eingehend beobachtet werden.

Wenn an Antikörper Toxine oder ein radioaktiver Stoff gekoppelt werden, die den Giftstoff nur an die Tumorzelle bringen, ist die Ansprechrate erhöht bei relativ wenig Nebenwirkungen. Ein in USA entwickelte Medikament heißt Zevalin. Die Zahl der so behandelten Patienten ist jedoch noch klein und die Erfahrungen noch nicht ausreichend. Die künftige Therapie wird vermutlich in Richtung sog. gekoppelter Antikörper gehen.

Zusammenfassung:
Die HZL entsteht über mehrere Jahre bis sie entdeckt und behandlungsbedürftig ist. Die Erstbehandlung erfolgt mit 2CdA oder Pentostatin, beides sind Chemotherapien, oder mit Interferon. Bei einem Rückfall setzt man nochmals eine der 3 vorgenannten Möglichkeiten ein, bei einem nochmaligem Rückfall wird der Arzt die Behandlung mit monoklonalen Antikörpern vorschlagen. Bei sehr großer Milz muß diese entfernt werden. Die Vorgehens- weise und die Wahl der Therapie ist jedoch patientenbezogen verschieden, der Arzt wird nach reiflicher Prüfung aller Daten den für den HZL-Patienten besten Weg wählen.

Nachfolgend eine Auswahl der anschließend gestellten Fragen und Antworten von Herrn Prof. Wörmann:
  • Zu alternativen Therapien wie z.B. Thymustherapie liegen keine Erfahrungen vor, eine HZL wird dadurch bestimmt nicht geheilt. Für sog. alternative Krebstherapien muß die Behandlung ein Ziel haben. Frage an den Arzt: Was wollen Sie damit erreichen?
    Bei Lymphomen und auch HZL darf keine Misteltherapie eingesetzt werden.
  • Zu Ursachen für HZL: Diese Frage wurde bei Non-Hodgkin-Lymphomen intensiv untersucht, es wurde festgestellt, dass nach Bestrahlung die o.g. Erkrankungen angestiegen sind. Für diese Patientengruppe wird dies als Berufskrankheit anerkannt. Auch Benzol sowie andere Chemikalien gelten als Risikofaktoren z.B. bei Malern, Lackierern und Tankstellenarbeitern. Die Krankheit sollte der Berufsgenossenschaft gemeldet werden, - so hat sie Daten.
  • Zur Frage nach Strahlenbelastung, auch durch Handys: Der Körper wird mit vielen Giften fertig - keine Panik, jedoch muß der Handygebrauch untersucht werden.
  • Welche Kontrolluntersuchungen nach der 2CdA-Behandlung erfolgen sollen und in welchem Abstand richtet sich nach dem Krankheitsbild, nicht nach den Laborwerten. Wenn der Patient sich wohlfühlt und die Blutwerte gut sind, kann man das Knochen-mark evtl. später noch einmal kontrollieren lassen.



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