Vortrag von Frau Kristine Paul
Vortrag von Diplom Psychologin Frau Kristine Paul vom Städt. Klinikum Braunschweig anlässlich des 12. Treffens des Selbsthilfevereins für Haarzell-Leukämie am 22. + 23.5.2004
Was ist Psycho-Onkologie?
Psycho-Onkologie befasst sich mit der Beratung, Begleitung und Behandlung von seelische n und sozialen Problemen und Verhaltensweisen von Krebspatienten in den verschiedenen Phasen der akuten Erkrankung und der Rehabilitation.
Dabei ist es wichtig, dass alle Berufsgruppen, die mit Krebspatienten arbeiten (Ärzte, Schwestern, Pflegedienst, Seelsorger, Sozialarbeiter, Psychologen usw.) diese Aufgabe gemeinsam bewältigen.
Der Diagnoseschock und seine Folgen
Nach der Diagnose ist nichts mehr, wie es vorher war. Die Rolle im Leben gilt nicht mehr, alle Pläne sind zerronnen, der Lebensrhythmus wird durch die Therapie und den Arzt bestimmt. Es kommen Ängste vor Schmerzen, Therapie, evtl. sogar vor dem Sterben. Die beruflichen Pläne und Aktivitäten sind in Frage gestellt, die Familie wird mit belastet.
Die Krankheitsbewältigung
Wie kann man lernen, mit der Krankheit umzugehen, mit ihr zu leben? Der Patient wird verschiedene Stadien erleben, z.B.:
Verdrängen: |
Das kann nicht wahr sein! Das geht mich nichts an! |
Zupacken: |
Angriff ist die beste Verteidigung! |
Informationssuche: |
Verstanden ist schon halb gewonnen! Ich will alles wissen. |
Jammern: |
So schlimm wie mich hat es keinen getroffen! |
Rückzug: |
Alles andere interessiert mich nicht mehr! |
Kompensieren: |
Ich gönne mir was Gutes! |
Auflehnung: |
Warum gerade ich? |
Haltung bewahren: |
Ich muss mich jetzt zusammen reißen, meine Familie braucht mich! |
Sich fügen: |
Es ist wie es ist, ich mache das Beste daraus! |
Die Phasen der Krankheitsbewältigung schwanken zwischen:
Schock, Verleugnung: |
Das darf doch nicht wahr sein. Aus dem Albtraum wache ich bald wieder auf! |
Wut, Aggression, Angst: |
oft ungerechte Aggression gegenüber Familienmitgliedern, Ängste vor dem Ausgang. |
Depression: |
Gefühl der Sinnlosigkeit, zu nichts Lust, inneres Gefühl der Leere. |
Verhandeln: |
Wenn schon ich, dann aber nicht ohne Gegenwehr, Informationssuche. |
Akzeptanz: |
das Schicksal akzeptieren und versuchen, das beste daraus zu machen. Zeit ist kostbar, Lebensbilanz ziehen. |
Was kann man tun bei seelischen Problemen?
Man kann psycho-onkologische Unterstützung oder psycho-soziale Beratung suchen:
- im Akutkrankenhaus
- beim Seelsorger im Akutkrankenhaus
- bei Beratungsstellen für Krebspatienten (z.B. bei der Bayerischen Krebsgesellschaft oder der AWO
- bei Psychologen und dem Sozialdienst in der Rehaklinik
- bei der Psycho-Onkologischen Onlineberatung per E-Mail im Internet, z.B. der Uni Tübingen unter www.fob.uni-tuebingen.de
- bei Selbsthilfegruppen.
Einige hilfreiche Adressen:
Psychische Beratung/Psychotherapie
- Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen am Wohnort (Träger sind Städte, Gemeinden und Kirchen)
- Telefonseelsorge (Kostenlos)
- ev. 0800 111 0111 - kath. 0800 111 0222
Die Nummern stehen in jedem Telefonbuch.
- Psychotherapie bei niedergelassenen Psychotherapeuten
Entspannung und Bewegung kann helfen:
Lernen Sie Entspannungsverfahren bei Volkshochschulen oder Krankenkassen, um Anspannung und Verkrampfung zu lösen und Schlafprobleme zu lindern, z.B.
- Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen
- Autogenes Training
- Yoga
- Phantasiereisen
- Meditation
- trad. asiatische Entspannungsmethoden
- Treiben Sie Sport und gehen Sie spazieren, wenn es Ihr körperlicher Zustand erlaubt. Sport baut psychische Anspannung ab.
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